Editorial
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
Eigentlich ist es kaum vorstellbar, zweieinhalb Monate bei winterlichen Temperaturen auszuharren und dazu mit einem Hungerstreik noch den eigenen Körper zu schwächen. Andererseits sind auch viele Erfahrungen der Refugees, die sie im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan gemacht haben, für kaum einen Österreicher vorstellbar. Strapazen wie diese machen einen vielleicht stärker. Oder sie lassen einen zerbrechen. Auch jene Fälle von Suizidversuchen und Aufenthalten auf der Psychiatrie in Steinhof sind dokumentiert. Insofern ist der Protest der 63 Refugees, die nun vom Servitenkloster im 9. Wiener Bezirk aus ihre Forderungen nach Aufenthalt und besseren Asylbedingungen fortsetzen, eine bewundernswerte demokratische Leistung. AsylwerberInnen sprechen erstmals für sich selbst – das könnte auch ein Modell für die Zukunft sein. Wir haben für diese Ausgabe mit Abdullah Akbarjan, einem jener 63 Flüchtlinge, gesprochen. Er erzählt seine eigene Lebensgeschichte. Während die Innenministerin in einem eher traurigen Akt ihre Unbeugsamkeit beweist, demonstriert in Gallspach (OÖ) eine ganze Schule, wie unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geholfen werden kann. Ganz easy. Ein Positivbeispiel, das zeigt, was in Österreich möglich ist. Auch darüber soll hier zu lesen sein. Und natürlich vom Dossier dieser Ausgabe: Fußball aus minoritärer Sicht sozusagen. In einem äußerst liebevoll gestalteten Portrait über einen der wenigen schwarzen Schiedsrichter erklärt der Ruander Alphonse Hategekimana, warum er nach bald 30 Jahren Österreich noch immer nicht drauf pfeift .
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell